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2. Januar 2024
«Im Regenbogen verbündet sich Gott mit seinen farbigen Geschöpfen»
Kleider machen Leute
Im Grossraum Thun aufgewachsen war ich jahrelang für alle die „Pile“: damals ein Mädchen, und später eine junge Frau, ständig unterwegs, am liebsten draussen in Kleidern «für in allen Dreck». In der Jungschar – eine Art Pfadi – fühlte ich mich immer wohl. Noch heute bin ich als Frau – keine Dame, kein Mann – am liebsten in Jeans oder Outdoorkleidung unterwegs. In der Familie bin ich „Pia“ und wurde immer geliebt. Aber ich hatte einen langen Kampf um meinen eigenen Kleiderstil, um meine Frisur, und damit um meine Identität.
Regenbogen – ein doppeltes Symbol: Gott verbündet sich mit seinen «farbigen» Geschöpfen
Mein Lieblingslied in der Jungschar war während langer Zeit «Mini Farb u dini, si zäme zwo, …zäme simmer e Rägeboge»: Gottes unverwechselbare Menschen, mit denen er sich als Schöpfer ver-BUND-en hat.
Als Frau eines Pfarrers hatte ich schon lange das Privileg, keine christliche Gemeinde suchen zu müssen. Ich hatte immer einen freien Platz. Und doch nicht ganz: Vor einigen Jahren hatte ich unerwartet viele Begegnungen mit Menschen, die sich queer zum traditionellen Frau-Mann-Sein erlebten und sich farbig wie ein Regenbogen zeigten oder fühlten. Sie aber mussten erleben, dass sie damit ihren Platz in der Kirche verloren. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass jeder Mensch einen sicheren, reservierten Platz in der christlichen Gemeinschaft haben dürfen. Hier in der Regenbogenkirche leben wir genau diese Gemeinschaft von ganzem Herzen. Seit dem Start 2020 bin ich mit dabei.
Die Kirche – ein Safe Place bei Gott und bei Menschen jeder Farbe
Im Musikteam habe ich meinen festen Platz gefunden. Dieses Engagement motiviert mich immer wieder, am Sonntagabend in die Kirche zu gehen.
Die Evangelisch-methodistische Kirche in Zürich-Wollishofen ist ein Ort, an dem ich so sein darf, wie ich bin, mal kreativ in der Musik, mal erschöpft vom Leben, aber immer in Kleidung, in der ich mich wohl fühle. Denn sie ist ein Ort, wo ich sehr unterschiedliche Menschen immer besser kennen lerne, und mit denen ich auch über meine Glaubensfragen sprechen kann. Mir gefällt der freundschaftliche, ja liebevolle und respektvolle Umgang untereinander. Die Regenbogenkirche ist für mich ein Ort, an dem ich ein wenig zu Hause bin: ein Safe Place.
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