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1. Januar 2025

«Im Regenbogen verbündet sich Gott mit seinen farbigen Geschöpfen.»

Kleider machen Leute?

Im Grossraum Thun aufgewachsen, war ich jahrelang die Pile: damals ein Mädchen und später eine junge Frau, die ständig unterwegs war, am liebsten draussen und in Kleidern «für in allen Dreck». In der Jungschar, eine Art Pfadi, fühlte ich mich immer wohl. Noch heute bin ich als Frau – keine Dame – kein Mann am liebsten in Jeans oder Outdoorkleidung unterwegs. In der Familie war ich Pia und wurde immer geliebt. Aber ich hatte einen langen Kampf um meinen eigenen Kleiderstil, um meine Frisur und auch um meine Identität.

Regenbogen – ein doppeltes Symbol: Gott verbündet sich mit seinen «farbigen» Geschöpfen

Mein Lieblingslied in der Jungschar war während langer Zeit «Mini Farb u dini, si zäme zwo, …zäme simmer e Rägeboge»: Gottes unverwechselbare Menschen, mit denen er sich als Schöpfer ver-BUND-en hat.
In der Regenbogenkirche bin ich seit dem Start 2020 dabei. Als Frau eines Pfarrers hatte ich schon lange das Privileg, keine christliche Gemeinde suchen zu müssen. Ich hatte immer einen Platz… das war grundsätzlich auch bei der Regenbogenkirche so. Und doch nicht ganz: Vor einigen Jahren hatte ich unerwartet viele Begegnungen mit Menschen, die sich queer zum traditionellen Frau-Mann-Sein erlebten und sich farbig wie ein Regenbogen zeigten oder fühlten. Sie aber mussten erleben, dass sie damit ihren Platz in der Kirche verloren. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass jeder Mensch einen sicheren Platz in der christlichen Gemeinschaft haben darf.

Die Kirche – ein sicherer Ort bei Gott und ein Safe Place für Menschen jeder Farbe

Das motiviert mich immer wieder, am Sonntagabend in die Kirche zu gehen. Im Musikteam habe ich meinen Platz gefunden.
Die Evangelisch-methodistische Kirche in Zürich-Wollishofen ist ein Ort, an dem ich so sein darf, wie ich bin, mal kreativ in der Musik, mal erschöpft vom Leben, aber immer in Kleidung, in der ich mich wohl fühle. Denn sie ist ein Ort, wo ich sehr unterschiedliche Menschen mit ihren Geschichten besser kennenlernen darf. Mir gefällt der freundschaftliche und respektvolle Umgang untereinander. Die Regenbogenkirche ist für mich ein Ort, an dem ich ein wenig zu Hause bin.

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